KSNL (Kriteriensystem Nachhaltige Landwirtschaft)

Kurzinfo

Das Kriteriensystem Nachhaltige Landwirtschaft (KSNL) ist ein Instrument zur Nachhaltigkeitsbewertung und Nachhaltigkeitszertifizierung. KSNL wurde an der Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft (TLL) in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Beratern entwickelt. KSNL besteht aus vier Modulen, die unabhängig voneinander auch einzeln angewandt werden können:   

  • KUL/USL (Kriterien umweltverträglicher Landwirtschaft),
  • KWL (Kriterien wirtschaftsverträglicher Landwirtschaft),
  • KSL (Kriterien sozialverträglicher Landwirtschaft) und
  • KTL (Kriteriensystem Tierverträgliche Landwirtschaft),

die zusammen die Nachhaltigkeit landwirtschaftlicher Betriebe umfassend betrachten.

Träger von KSNL  ist die Thüringer Landesanstalt für Landwirtschaft. Für das Umweltmodul ist zusätzlich der Verband der Deutschen LUFA (VDLUFA) verantwortlich.

Ausführende Projektstellen:   Verband für Agrarforschung und -bildung Thüringen e.V. (VAFB) und die Beratungsfirma BELANU.

 

Entwicklung des Instruments und die Idee dahinter

KSNL wurde mit dem Ziel entwickelt, ein Instrument zur Verfügung zu stellen, mit dem Landwirte mit einem vertretbaren Aufwand anhand justiziabler Daten ihren Betrieb umfassend hinsichtlich der  Einhaltung von Nachhaltigkeitkenngrößen analysieren und bewerten  können.

Das Kriteriensystem Nachhaltige Landwirtschaft (KSNL) basiert auf dem  1994 an der TLL vorgestellten Umweltbewertungssystem KUL/USL und wurde seitdem erweitert und weiterentwickelt. Im Jahr 2000 wurden die ergänzenden Bausteine für die soziale und wirtschaftliche Bewertung vorgestellt, 2014 folgte das Bewertungssystem für die Tierhaltung (Milchkühe). Die externe Auswertung und Bewertung sichert objektive und vergleichbare Ergebnisse. Grundlage der Auswertung sind vorrangig justiziable Daten aus der Buchführung und anderen rechtsverbindlichen Unterlagen.

 

Eckdaten

Datenerfassung:
Die Datenbereitstellung erfolgt durch den Betriebsleiter bei KUL und KSL in einem Fragebogen. Für die ökonomische Auswertung ist die Bereitstellung eines BMEL-Jahresabschlusses erforderlich. Bei der Bewertung der Tierhaltung werden die Daten vor allem während eines Betriebsbesuches im Stall erhoben.

Dauer der Datenerfassung:

  • Zeitaufwand der Datenerfassung für die KUL-Bewertung: 4-25 Std.
  • KSL-Bewertung für den Betriebsleiter 0,5-2 Std
  • KTL-Bewertung für den Betriebsleiter 2,5-4,5 Stunden


Kosten
:
abhängig von der Betriebsgröße oder Betriebsausrichtung,  für KSNL-Gesamtsystem à ab 1.320 €, Umweltbewertung ab 620 €, Bewertung Tierhaltung (Milchkuh) 455 €


Bewertung:

Die Bewertung erfolgt anhand von Boniturnoten, die einen Idealzustand ((Boniturnote 1), einen Toleranzbereich (Boniturnoten 1 bis 6) und eine  kritische bzw. unerwünschte Situation (Boniturnoten >7 ) beschreiben. Die einzelbetriebliche Bewertung berücksichtigt dabei Klima- und Standortfaktoren sowie teilweise die Produktionsform. Liegen alle Prüfkriterien mindestens im Toleranzbereich, gilt der Betrieb als nachhaltig.

Nutzen der Ergebnisse:
Die Zertifikate können zur Kommunikation der Nachhaltigkeitsleistungen genutzt werden.. Das Modul KUL/USL wird zur Nachhaltigkeitsbewertung des Biomasseanbaus, für die Gewässerschutzberatung oder als Nachweis der Einhaltung ökologischer Grenzwerte bei Fördermittelanträgen genutzt.  USL-zertifizierte Betriebe können ihre Produkte bei  Einzelhandelsunternehmen unter dem Label „Nachhaltige Produkte“ vermarkten. Eine weitere Anwendung ist die Umwelterklärungen für EMAS.

KTL dient vor allem dem Nachweis der Einhaltung der einzelbetrieblichen Vorsorgeverpflichtungen  gemäß Tierschutzgesetz. Aber auch Molkereien nutzen das System, um gegenüber ihren Kunden den Nachweis zu erbringen, dass die gelieferten Produkte unter tierverträglichen Bedingungen erzeugt wurde.

Ablauf, inhaltliche Schwerpunkte, besondere Voraussetzungen:
Interessierte Betriebsleiter können sich mit der Projektstelle in Verbindung setzen und den Umfang der gewünschten Bewertung besprechen. Abhängig von der gewählten Anzahl der Module, von Betriebsgröße und Tierbestand erstellt die Projektstelle ein Angebot und sendet dieses zusammen mit den jeweiligen Fragebögen an den Betrieb.

Nach Eingang der ausgefüllten Fragebögen – und bei der Tierhaltung nach dem Betriebsbesuch durch einen KTL-Berater - erfolgt in der Projektstelle die Eingabe der Daten in die entsprechenden Auswertungsprogramme. Nach Klärung eventuell noch offener Fragen bekommt der Betrieb eine   tabellarische Betriebsauswertung und einen ausführlichen Beratungsbericht.   Der Bericht setzt sich zusammen aus einer Darlegung der Methoden, der grafischen Darstellung der Ergebnisse, sowie einer Analyse der aufgedeckten Schwachstellen mit möglichen Optimierungsmaßnahmen.

Betriebe, die für alle Umweltkriterien (KUL)  die Toleranzbereiche einhalten, erhalten das Zertifikat „Betrieb der umweltverträglichen Landbewirtschaftung“ nach dem Umweltsicherungssystem des VDLUFA (USL).  Betriebe, die das komplette KSNL-System anwenden und auch bei den anderen Teilsystemen alle Toleranzbereiche einhalten,  bekommen das Zertifikat „Betrieb der nachhaltigen Landwirtschaft“.

Alle Module können ein- und mehrjährig angewandt werden. Für ein KSNL-Zertifikat sind drei aufeinander folgende Jahre auszuwerten.

Ansprechpartner für die Durchführung:
@ Thorsten Breitschuh: www.belanu.de; http://www.tll.de/ainfo/pdf/ksnl0712.pdf